Schwangerschaft

Schwangerschaftstest: Hoffen auf die zweite Linie

14. März 2016

Zugegeben: Ich bin nicht gerade eine Sportskanone. Aber seit wir in München wohnen hat sich mein Körper an das obligatorische Wochenend-Wandern einigermaßen gewöhnt und wir zwei – Körper und Geist – haben sogar etwas Spaß daran gefunden hin und wieder einen Ausflug in die Berge zu machen, inklusive kurzer (das heißt drei- bis vierstündiger) Wanderung gen Gipfel und zurück.

Es überraschte mich also doch etwas, als ich während unseres Sommerurlaubs in den Bergen Georgiens schon nach wenigen Metern irgendwie schlapp machte und das, obwohl noch gar kein wirklicher Anstieg erkennbar war. Vielleicht das Wetter, dachte ich mir und nahm einen großen Schluck aus unserer Wasserflasche, nur um ihn gleich darauf wieder auszuspucken – das schmeckte als ob jemand über Nacht ein 5-Cent-Stück darin eingeweicht hatte. Metallischer Geschmack im Mund, schoss es mir durch den Kopf, ist doch eines der ersten Schwangerschaftsanzeichen – aber sogleich schaltete sich die Vernunft ein: Heute war der 18. Zyklustag, selbst wenn meine Berechnungen stimmten und der Eisprung am 10. Tag war, war es noch deutlich zu früh für irgendwelche Anzeichen. Aus Mangel an Alternativen trank ich also mein Wasser und schleppte mich für die nächsten 1,5 Stunden weiter den Berg hinauf. Während wir später am Nachmittag gemütlich am hauseigenen Pool lagen und den Blick in die (soeben teil-erklommenen) Berge schweifen ließen, versuchte ich den Gedanken an eine mögliche Schwangerschaft zu verdrängen. Zu groß war noch der Schmerz über eine wenige Wochen zuvor erlittene Fehlgeburt und zu vage die Anzeichen, als dass ich mir Hoffnung erlauben wollte. Aber: Der Gedanke war gesät und ließ mich nicht mehr los. Bei jedem Ziehen im Unterleib stellte ich mir vor, wie das Ei gerade seinen Weg in die Gebärmutter zurück legt und redete ihm innerlich gut zu, sich einen geeigneten Platz zu suchen. 

Zwei Tage vor unserer geplanten Abreise bekam mein Freund eine Sommergrippe und verbrachte den Tag im Bett – ich umsorgte ihn so gut ich konnte, redete aber parallel auf ihn ein und überzeugte ihn schließlich, dass eine verfrühte Abreise doch sicher das Beste sei, damit er sich zu Hause auskurieren kann. Natürlich konnte ich es nicht erwarten, endlich einen Schwangerschaftstest zu machen… 

Da der Flug Richtung München um 5 Uhr früh Ortszeit aus Tiflis ging, wurden wir gegen Mitternacht am Hotel abgeholt – vor uns lag noch eine etwa dreistündige Fahrt durch die Georgischen Serpentinen. Bereits auf dem Hinweg hatte ich die Fahrt nicht besonders gut vertragen und auch jetzt nahm mein Magen bereits nach wenigen Minuten Kontakt zu mir auf, so dass wir einige Pausen machen mussten, in denen ich zum Teil fluchtartig aus dem Auto sprang. Aber letztendlich kamen wir am Freitag, den 21. August, früh morgens in München an und fielen gleich ziemlich erschöpft ins Bett. Natürlich ging ich noch am selben Tag los und bewaffnete mich mit vier Schwangerschaftstests unterschiedlicher Empfindlichkeit – es war schließlich nach wie vor erst der 21. Zyklustag und insofern die Chance hoch, dass der Test ein negatives Ergebnis anzeigen würde, selbst wenn ich schwanger wäre. Mit viel Ablenkung schaffte ich es abends ins Bett zu gehen, ohne vorher den ersten Test zu machen. Am nächsten Morgen aber wurde ich früh wach, drehte mich unruhig von einer Seite auf die andere und ging schließlich ins Bad. Auf dem kurzen Weg versuchte ich mir so gut es geht einzureden, dass ein positiver Test sehr unwahrscheinlich sein würde und dass ich nicht enttäuscht sein dürfte – jeder, der bereits in dieser Situation war, kennt den Kampf den Kopf und Herz miteinander ausfechten. Vergeblich – man kann sich nicht frei machen von der Hoffnung, die in einem aufkommt, sobald man diesen Test in Händen hält. Frei nach dem Motto „Augen zu und durch“ versuchte ich also das Prozedere schnell und würdevoll hinter mich zu bringen, wobei meine Augen alles andere als zu waren. Bis zu drei Minuten dauert es laut Packungsbeilage, bis man das Ergebnis ablesen kann – ich starrte also vehement auf mein Handy und versuchte mich irgendwie abzulenken, während der Test unschuldig am Waschbeckenrand seiner Aufgabe nachkam. Nach ungefähr 90 Sekunden hielt ich es nicht mehr aus und nahm ihn in die Hand, aber erst als ich ihn etwa 10 Zentimeter vor meinem Gesicht hielt, traute ich mich auch richtig hinzuschauen. Auf den ersten Blick sah ich nichts, nur die tiefrote Kontrolllinie. Und sofort begann mein Kopf mir rationale Erklärungen für den Zustand des Nicht-Schwangerseins vorzuschlagen. Aber ich konnte meinen Blick trotzdem nicht abwenden von diesem kleinen Fenster und schließlich nahm ich neben der Kontrolllinie noch eine weitere, ganz zarte und kaum sichtbare Linie wahr – da war sie, die ersehnte zweite Linie, absolut unscheinbar und so zart, dass man sie leicht übersehen konnte, aber für das geübte Auge auf jeden Fall erkennbar.

Langsam und mit dem Test in der Hand ging ich ins Schlafzimmer zurück, setzte mich aufs Bett, weckte meinen Freund und hielt ihm den Test unter die Nase. Der sah mich fragend an und musste sich erstmal die Augen reiben, bevor er irgendetwas erkennen konnte. „Ich glaube, ich bin wieder schwanger“ sagte ich und deutete auf das Testfenster. 

Um auch wirklich sicher zu gehen machte ich in den folgenden Tagen jeden Tag einen weiteren Test und jeden Tag wurde die Linie deutlicher. Am Mittwoch darauf brachte dann auch ein Bluttest beim Gynäkologen Sicherheit – da war ich gerade einmal in der 4. Woche (3+4).

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply