Kaufentscheidung

Kaufentscheidung: Kinderwagen

26. August 2016

Manchmal habe ich den Eindruck, viele werdene Väter realisieren die nahende Veränderung erst, wenn sie einen Kinderwagen aussuchen. Da blühen sie förmlich auf, verbringen Stunden mit Online-Recherchen, vergleichen Gewichtsklassen und beschäftigen sich mit Klapp-Mechanismen. Die Entscheidung schließlich wird dann nicht weniger wichtig genommen als beim Kauf eines Neuwagens, kein Wunder also eigentlich, dass ein ähnliches Auswahl-Verfahren auch für Babyschalen angewendet wird. Ich kenne deshalb viele Paare, bei denen die Männer fast im Alleingang die Kinderwagen und Babyschalen ausgesucht haben. Die künftigen Mamis waren froh, dass ihre Männer sich intensiv mit dem Thema beschäftigten und gaben diesen Teil der Vorbereitung gern ab.

Als Kontroll-Freak konnte ich die Zügel natürlich nicht komplett aus der Hand geben, zumal ich ohnehin mit einem Mann gesegnet bin, der sich in alle (Kauf-)Entscheidungen einbringt, Fluch und Segen zugleich  😎  Er wollte einen praktischen und stabilen Kinderwagen mit viel Stauraum, der sich easy zusammenfalten lässt, mir waren Praktikabilität und Design wichtig. Ein Teil mit dem ich die nächsten drei Jahre potenziell jeden Tag gesehen werde sollte schließlich auch optisch etwas her machen (war übrigens auch ein Auswahlkriterium für meine Wickeltasche). Wir hatten also immerhin in Sachen „praktisch“ schonmal eine Übereinstimmung. Wie so viele andere Großstadt-Eltern vor uns landeten auch wir relativ schnell beim Bugaboo, stellten aber nach dem ersten Probeschieben im Babyladen fest, dass uns da die Babywanne zu tief liegt. Wir sind zwar beide keine Riesen, aber der Weg nach unten fühlte sich weit an. Ein Bugaboo würde es also nicht werden.

Joolz oder Seed Papilio

Als nächstes stand der Joolz auf unserer Liste. Auch den sieht man vor allem in kinderreichen Vierteln moderner Großstädte wie bei uns in München-Haidhausen. Mir gefiel der Joolz von Anfang an optisch sehr gut und er überzeugte uns auch in Sachen Praktikabilität. Abgesehen davon kann man sich hier sein „eigenes“ Modell zusammen stellen, auch ein nice-to-have. Wir waren also schon drauf und dran uns den Joolz Day in einem schicken navy zu bestellen, als ich im Wartezimmer beim Gyn in einer Zeitschrift auf den Seed Papilio stieß. Das Foto dieses schicken Wagens sprach mich sofort an und ich zückte das Handy um mir die dänische Firma genauer anzuschauen, bis dahin hatte ich von Seed noch nichts gehört. Mir gefiel die Geschichte des Gründers Anders Berggren (Vater von vier Kindern), der als Filmproduzent viel unterwegs war und dabei gern seine Familie, nicht aber Berge von Gepäck mitnehmen wollte. Er wünschte sich einen Kinderwagen mit viel Stauraum, der sich schnell zusammen klappen lässt und dabei auch  gut aussieht. Nachdem er nichts entsprechendes fand, entwickelte er kurzerhand selbst ein Modell. Mit dem Seed Papilio ist inzwischen bereits das Nachfolge-Modell auf dem Markt und es gefällt mir noch besser als der Vorgänger Pli. 

Auch beim Seed kann man sich selbst ein Modell konfigurieren, das geht schon beim Gestell los und macht sich am Preis (je nach Material und Ausführung) bemerkbar. Der größte Pluspunkt beim Seed ist aber sicherlich die Tatsache, dass er sich sekundenschnell super klein zusammenklappen lässt, weil man die Räder einklappen kann. Ideal für Menschen wie uns, die viel unterwegs sind und den Wagen ständig in Autos, Flugzeuge und Züge ein- und wieder ausladen müssen. Der erste Seed Flagship-Store weltweit hat 2013 in München eröffnet, wir konnten und also in bester Umgebung (und bei erstklassiger Beratung) selbst ein Bild von dem Wunderwagen machen. Das einfache Handling, das geringe Gewicht und die schönen Farbkombinationen gaben schließlich den Ausschlag zur Kaufentscheidung. Wir wählten das Chrom-Gestell mit braunem Griff, Babywanne und Sitz in hellgrau und das rosa Color Set (damit lässt sich für kleines Geld eine neue Farbkombination zaubern!).

Praxistest und Fazit

Inzwischen ist der Wagen seit über drei Monaten im Einsatz, anfangs noch nicht so häufig, weil das Wirbelsternchen nicht darin liegen mochte und wir die meiste Zeit mit Tragetuch und Babytrage verbrachten, aber das wird zum Glück immer besser. Besonders in der Stadt ist der Wagen Gold wert. Er passt in jeden Kofferraum, ist im Nu aufgebaut und auch mit einer Hand (wenn das Baby doch lieber getragen werden möchte) total easy zu steuern und sehr wendig. Außerdem zieht er durch sein klares und reduziertes Design viele bewundernde Blicke auf sich und ich wurde schon einige Male auf den Wagen angesprochen, den man (insbesondere außerhalb von München) noch nicht oft sieht auf Deutschlands Straßen – das ändert sich hoffentlich schnell! Für sehr große Babies könnte die Wanne schnell zu klein werden, aber unser zierliches Sternchen hat darin bestimmt noch 2-3 Monate Platz und dann will sie bestimmt ohnehin mehr mitbekommen, so dass wir dann auf den Sitz umsatteln. Die einzige Einschränkung die mir bisher aufgefallen ist: Im Wald, auf unbefestigtem Boden tut sich der Papilio zum Teil etwas schwer. Er ist eben als City-Wagen ausgelegt und hakt dann bei größeren herumliegenden Steinen und Ästen manchmal etwas. Da wir aber für Waldspaziergänge und andere Outdoor-Aktivitäten ohnehin noch einen Croozer haben, hatte ich damit bisher keine Probleme.

Zusätzlich zu Gestell, Wanne und Sitz haben wir noch folgendes gekauft: Adapter um die Babyschale fürs Auto mit dem Gestell nutzen zu können, das Regenverdeck, die Einkaufstasche und den Papoose, einen Tragetaschen-Einsatz, der sich zur Krabbeldecke umfunktionieren lässt. Damit ergibt sich, wenn man alles über den Seed Online-Shop bestellt, ein Gesamtpreis von 1.382€ womit sich der Papilio auf jeden Fall im gehobenen Preissegment bewegt. Allerdings bleibt er ja hoffentlich für viele Jahre unser Begleiter.

Seed Papilio

Seed Papilio im Einsatz

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