Alltag mit Baby

Stützstrümpfe in Manolo Blahniks – oder: Warum wir die Hochzeit verschoben haben…

3. August 2016

An meinem 31. Geburtstag habe ich den besten aller Heiratsanträge bekommen. Romantik war und ist in unserer Beziehung kein sehr ausgeprägtes Thema – ich finde alle Versuche Romantik aufkommen zu lassen schnell kitschig und der Auserwählt bekundet seine Zuneigung auch nicht durch umfangreiche Rosensträuße. Tatsächlich habe ich in mehr als zwölf Jahren Beziehung bisher noch keinen einzigen Blumenstrauß bekommen, allerdings auch nicht darunter gelitten. Dass wir irgendwann heiraten wollen war klar, dass ich keinen Antrag mache auch. Insofern hatte ich zwar nicht an meinem Geburtstag damit gerechnet, war aber insgeheim schon länger darauf gefasst, dass demnächst mal etwas passieren könnte. Ich dachte aber, der Verlobte wählt eine naheliegende Variante und fällt beispielsweise in einem Zimmer voller Blumen auf die Knie, um das Blumen-Thema ein für alle Mal abzuhaken.

Stattdessen wartete aber an meinem Geburtstag eine kleine Schnitzeljagd quer durch München auf mich, inklusive einer Fahrt mit Chauffeur und Limousine zum Zielort, an dem der Verlobte bereits mit Candle-Light-Dinner auf mich wartete: Ein kleines Kino, das er für uns gemietet hatte und in dem dann nur für uns Casablanca gezeigt wurde (mit diesem Film verbinden wir eine besondere Geschichte). Ich war zu diesem Zeitpunkt schwanger, ungefähr in der sechsten Woche, inklusive heftiger Schwangerschaftsübelkeit, die mich das meiste des leckeren Essens und des alkoholfreien Sekts verschmähen ließ. Trotzdem schmiedeten wir noch in der Nacht eifrig Hochzeitspläne und wollten die standesamtliche Trauung möglichst noch vor dem geplanten Geburtstermin am 4. Mai hinter uns bringen. Ich weiß noch genau, dass ich mir sicher war ‚unser Kind kommt sowieso erst nach dem errechneten Termin‘ – deshalb fand ich es auch überhaupt nicht mutig den Hochzeitstermin auf den 23. April zu legen, unseren Jahrestag. Soweit so gut, mag man denken. Sollte sich der Wirbelstern wirklich früher ankündigen, kann man zur Not ja einfach vom Standesamt in den Kreißsaal fahren. Aber natürlich gab es bei uns mal wieder erschwerte Bedingungen: Weil unser Umzug zurück in die 600 Kilometer entfernte Heimat bereits feststand und nahezu alle geladenen Gäste auch aus der Gegend kommen würden, wollten wir in der alten neuen Heimat den Ehestart besiegeln. Da man ab der 36. SSW nicht mehr fliegen darf und eine so lange Autofahrt ziemlich beschwerlich ist, stellte ich mir die Anreise im 1. Klasse Wagon der Deutschen Bahn irgendwie ganz gemütlich vor, wollte zur Geburt aber unbedingt zurück in München sein, um mit meinem (Beleg-)Gynäkologen entbinden zu können. Spätestens jetzt erklärten uns alle Freunde und Verwandten für verrückt und rückblickend muss ich sagen: Sie hatten Recht! Egal wie sicher man sich auch anfangs sein mag, dass das Baby nicht pünktlich kommt, je näher der D-Day rückt umso kälter werden die Füße. So auch bei mir…

In der 34. Woche verkündete mir mein Arzt, dass mein Muttermund bereits fingerdurchlässig sei und ich es doch bitte in den nächsten Wochen eher ruhig angehen lassen solle. Zwei Wochen später waren wir bereits bei einer Öffnung von 2cm angelangt und inzwischen war mein anfängliches Urvertrauen ins Gegenteil gekippt: Wir waren uns alle sicher, dass der kleine Wirbelstern früher auf die Welt kommen würde. Ich haderte noch einige Tage mit mir und stellte mir vor, wie ich meine in Stützstrümpfen steckenden Beine irgendwie in die lang-ersehnten Manolos quetschen würde und den Ehering wegen akuter Wurst-Finger an einer Kette um den Hals tragen würde. Das und die Aussicht darauf wegen meiner inzwischen arg eingeklemmten Blase alle 20 Minuten das ICE-Klo besuchen oder dort gar ein Kind entbinden zu müssen ließen uns schließlich tun, worauf alle längst warteten: Die Hochzeit wurde verschoben. Aber wir wären nicht wir, wenn es nicht trotzdem ein kleines bisschen verrückt gewesen wäre und so heirateten wir schließlich am 1.7. standesamtlich, nachdem am 28. und 29. Juni der Umzug stattfand und am 2.7. die Wirbelstern Taufe. Ich weiß gar nicht, wie wir diese Woche überstanden haben… 

Natürlich kam es, wie es kommen musste: Unser Baby dachte nicht im Traum daran, sich früher zu präsentieren und ließ noch bis zum 9. Mai auf sich warten, als wir gerade begannen uns mit Fragen der Geburtseinleitung zu beschäftigen. Trotzdem bin ich froh, dass wir die Hochzeit verschoben haben und ich in Manolos und mit Ring am Finger das Standesamt verlassen konnte.

Hochzeit in Manolos

Das Standesamt-Outfit: Schuhe von Manolo Blahnik, Kleid von Mamarella

 

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